Nachdem Freitagabend kurzfristig die Demonstration am 22.08.20 wegen steigender Corona-Infektionszahlen verboten wurde, musste die Mobilisierung abgebrochen und das geplante Programm für den Samstag abgesagt werden.
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HANAU IST ÜBERALL – UNITED WE STREAM
Um 15h startet unsere Kundgebung am Hanauer Freiheitsplatz. Ihr könnt sie bei facebook über United We Stream sowie auf vielen weiteren Seiten sehen – oder bei YouTube streamen:
HIER LIVE-STREAM ANKLICKEN
An unzähligen Orten gibt es spontane Kundgebungen und Versammlungen, die die Kundgebung übertragen. Hier eine erste Übersicht – Stand 14:00:
Aschaffenburg: 14:30 Uhr | Wolfsthalplatz /Stream
Berlin: 15:00 Uhr | Oya, Karanfil | K-Fetisch | Mundvoll | Zielona Gora | Café Bavul | Oyoun (Wissmannstr. 32) https://oyoun.de| Herrfurthplatz | Bethanien New Yorck (Marielle Franco Platz/Südflügel) | Spree // Anarche | Linienstraße 206 | Urbanstr. 67 – Hinterhof
Bielefeld: 15:00 Uhr | Kesselbrink /Stream
Bremen: 15:00 Uhr | Leibnitzplatz / Stream
Darmstadt: 14:30 Uhr | Luisenplatz / Stream
Dortmund: 13:00 Uhr | Platz der alten Synagoge / Stream
Dresden: 16:00 Uhr | Jorge-Gomonda-Platz
Erfurt: 13:00 Uhr | Thüringer Staatskanzlei
Frankfurt am Main | 14:30Uhr | Günthersburgpark (große Wiese) |Mainufer (Friedensbrücke) | Bockenheimer Warte | Frankenallee/Ecke Hufnagelstraße | Opernplatz | Willy-Brandt-Platz | Rossmarkt | Hauptwache | Römer Niddastraße Ecke Karlstraße |Brentanopark / Rödelheim
Freiburg: 19:00 Uhr | Platz der Alten Synagoge | Von Hanau bis nach Kurdistan – Gegen rechten Terror!
Fulda: 15:30 Uhr | Bahnhofsvorplatz
Gießen: 14:00 Uhr | Elefantenklo /Stream
Göttingen: 15:00 Uhr | Gänselieselplatz | Jugendzentrum Innenstadt (Juzi) | Café Kabale
Hamburg: 13:00 Uhr | Holstenwall 10 /Stream
Hamburg: 15:00 Uhr | Mannesalleeplatz in Hamburg Wilhelmsburg |
Hamburg: ab 14:30 Uhr | Park Fiction, mit Solifoto mit Masken + Plakaten
Hannover | 14:30 | Halim Dener-Platz (Linden)
Jena: 14:30 Uhr | Johannisstraße /Stream
Kassel: 14:00 Uhr Kundgebung Gottschalkstr./Ecke West | 14.30 Uhr Kundgebung am Rathaus | Kundgebung am Friedrichsplatz | 15:00 Uhr Sternstr. 20 Kollektivcafe Kurbad | 14:00 Uhr in der Rothen | Ecke Bei Ali, Westring 73 (Naumburger/Engelhardtstr.)
Köln: 14:30 Uhr | Ebertplatz / Stream und Kundgebung
Leipzig: 13:30 Uhr | Willy-Brandt-Platz | 15 Uhr | Augustusplatz / Stream
Lübeck: 13:00 Uhr | Holstentor / Stream
Magdeburg: 14:30 Uhr | Hasselbachplatz / Stream
Mannheim: 14:30 Uhr | Neumarkt/ Stream
München: 15:00 Uhr | Georg Freundorfer Platz / Stream
Marburg: 15 Uhr Erwin-Piscator-Haus | 21 Uhr am Marktplatz mit Videoübertragung
Offenbach: 15:00 Uhr Stellwerk /Hbf/ Aliceplatz
Osnabrück | 14:30 | Schlossgarten
Passau: 15:00 Uhr | Klostergarten/ Stream
Potsdam: 14:00 Uhr | Brandenburger Tor / Stream
Stuttgart: 14:00 Uhr | Rotebühlplatz / Stream
Stuttgart: 15:00 Uhr | Württembergischer Kunstverein / Stream
Tübingen: 15:00 Uhr | Eppelhaus / Stream
Witzenhausen: ab 12 Uhr |15 Uhr / Stream | Marktplatz
Wuppertal: 15:00 Uhr | Autonome Zentrum Gathe /Stream
Die Demonstration am morgigen Samstag, den 22.8.20 verläuft wie folgt:
Start: Kurt-Schumacher-Platz
Karlsbader Straße – Burgallee – Philippsruher Allee – Kanaltorplatz – Römerstraße – Heumarkt – Sternstraße –
Abschluss: Freiheitsplatz (siehe Karte, ca 3 km)
Und hier noch die ausführlicheren Informationen zum gesamten Tag:
Liebe Freundinnen und Freunde!
Morgen ist es soweit Wir hoffen auf viele Tausend Menschen auf der Demo in Hanau und bei der anschließenden Kundgebung auf dem Freiheitsplatz.
Alle aktuellen Informationen und Materialien finden sich hier: https://19feb-hanau.org/
Zu Ablauf und Charakter, zur An- und Abreise sowie zu den Corona-Regelungen haben wir folgende Informationen zusammengestellt:
–Corona-Regelungen – Schutzmaskenpflicht—
Wir bitten dringend, dass alle TeilnehmerInnen während der Demonstration und Kundgebung einen Mund-Nasen-Schutz tragen und so gut wie möglich Abstände einhalten. Das gilt bereits für die Aufstellung in Hanau-Kesselstadt, dann für die Demonstration und auch für die Kundgebung. Das ist auch eine Auflage der Polizei.
Die Demonstration wird sich dadurch sicher in die Länge ziehen, aber das ist unvermeidlich und wir haben genug Zeit eingeplant.
Es werden am Rande der Demonstration viele Ordner*innen in gelben Westen unterwegs sein, die – sofern notwendig – auf die Schutzmaskenpflicht und die Abstände hinweisen werden.
Wir bitten alle mitzuwirken und mitzuhelfen, dass diese notwendigen Regelungen eingehalten werden. Es wäre sehr ärgerlich und unnötig, wenn es wegen angeblicher oder wirklicher Verstöße gegen die Corona-Auflagen zu Problemen mit der Polizei kommt, die ansonsten zugesagt hat, an diesem Tag der Demonstration der Angehörigen der Opfer des 19. Februar möglichst wenig in Erscheinung zu treten.
–Aufstellung zur Demonstration–
Die Demonstration beginnt um 13 Uhr in Hanau-Kesselstadt in der Karlsbader Strasse (in unmittelbarer Nähe des zweiten Tatortes vom 19. Februar).
An der Ecke Karlsbader Strasse/Dresdener Strasse wird sich die Demonstrationsspitze mit den Angehörigen, Überlebenden und engen FreundInnen und UnterstützerInnen (sowie einem Lautsprecherwagen) aufstellen und wir bitte alle, sich dahinter (!), also im weiteren Verlauf der Karlsbader Strasse und dem Lidl-Parklatz einzureihen. Wir werden dann gegen 13.30 Uhr Richtung Burgallee und weiter Richtung Innenstadt loslaufen. Die weitere Route: Landstrasse, Philippsruher Allee, Kanaltorplatz, Römerstrasse, Heumarkt (1. Tatort am 19. Februar!), am Frankfurter Tor, Sternstrasse zum Freiheitsplatz führen. Dort soll um ca. 15 Uhr die Kundgebung beginnen.
–Ablauf und Charakter der Demonstration–
Wie in den Aufrufen bereits angekündigt, bitten wir alle Teilnehmer*innen, auf National- und Parteifahnen zu verzichten. Des weiteren wünscht sich der Vorbereitungskreis, dass es keine festen Blöcke mit einheitlichen Fahnen oder Symbolen geben soll. Vielmehr soll die Demonstration ein offenes Bild der Gesellschaft der Vielen vermitteln, in dem die Namen und Gesichter der neun Opfer sowie die Forderungen nach Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen überall sichtbar sind. Natürlich sind vielfältige Transparente oder Schilder erwünscht, die diese Forderungen aus Hanau aufgreifen oder auch mit anderen antirassistischen und antifaschistischen Kämpfen verbinden.
Entsprechend sollen auch die Slogans und Sprechchöre auf der Demonstration ausgerichtet sein. Wir sind traurig, ernst und wütend über das, was am 19. Februar geschehen ist. Und dass es nicht verhindert wurde. Wir wollen laut und entschieden zum Ausdruck bringen, dass „Hanau“ nicht eine weitere Zwischenstation in der Kette rassistischer Terroranschläge werden darf, sondern zur Zäsur und Endstation gemacht werden muss.
Wir bitten alle Teilnehmer*nnen, keine Musik zu spielen (mit Ausnahme von drei Liedern am Schluss der Kundgebung), und keine Feuerwerkskörper, Rauchtöpfe oder Bengalos zu benutzen.
Kundgebung
Auf dem Freiheitsplatz wird eine große Bühne mit LAnlage aufgebaut sein, die überall hörbar ist. Wir bitten, dass ihr Euch auf dem gesamten Platz aufteilt, um damit vor allem dem hinteren Ende der Demonstration ebenfalls zu ermöglichen, auf den Platz zu gelangen und dennoch die notwendigen Abstände einzuhalten.
Um 15.00 Uhr soll die Kundgebung beginnen und die ersten 45 Minuten wird die Bühne den Angehörigen und Überlebenden des 19. Februar sowie engen FreundInnen gehören. In einem zweiten Teil wird der Oberbürgermeister der Stadt Hanau sowie der Präsident von Eintracht Frankfurt kurze Reden halten und ihre Solidarität mit den Anliegen der Opfer ausdrücken. Im letzten Teil werden Betroffene rassistischer Anschläge aus anderen Städten reden, u.a. aus Wächtersbach, Halle und Mölln.
Im Vorbereitungskreis haben wir uns bewusst für diesen Ablauf und gegen weitere Sprecher*innen aus der Politik oder von etablierten Organisationen entschieden. Ein zentrales Ziel des Tages ist, dass die Betroffenen gehört werden, deshalb gehört Ihnen die Bühne.
Die Kundgebung wird mit Musik zwischen 17 und 17.30 Uhr beendet werden (es wird aber kein Abschlusskonzert oder ähnliches stattfinden).
–Anreise mit gecharterten Bussen–
Wir haben die Ankündigung von mindestens 10 Bussen aus mehreren Städten. Die Busse sollen bitte alle über die Kesselstädter Strasse und dann – wichtig! – über die Kirchhofstrasse den Aufstellungsbereich anfahren und die TeilnehmerInnen an der Ecke Kantstrasse aus den Bussen aussteigen lassen. Von dort ist es nur wenige Meter zu Fuß bis zur Karlsbader Strasse. Die Busse möchten bitte unbedingt in der anderen Richtung (also über die Kant-, Karl- und Königsbergerstrasse) Kesselstadt Richtung Hanauer Innenstadt wieder verlassen. Und die Busse können dann gleich weiter fahren zum Park- und Abfahrtsplatz in der Hanauer Innenstadt (siehe unten).
–Anreise mit PKWs–
Es kann gut sein, dass morgen in Kesselstadt schnell alle Parkplätze belegt sind und die Demonstration endet ja in der Innenstadt (und der Busverkehr zurück Richtung Kesselstadt wird sicher erst am späteren Abend wieder aufgenommen). Wer also etwas früher anreisen kann, sollte entsprechend lieber in der Nähe der Innenstadt oder in einem Parkhaus parken und zum Demonstrationsstart laufen (Fußweg aus der Hanauer Innenstadt ca. 3 km, also 15 bis 20 Minuten).
–Anreise mit Bahn und öffentlichem Nahverkehr–
Der Westbahnhof in Hanau liegt Kesselstadt am Nächsten (2 km) und von dort ist der Startpunkt der Demonstration zu Fuß in 10-15 Minuten zu erreichen.
Wer aus Richtung Frankfurt kommt, kann auch bereits in Hanau-Wilhelmsbad aussteigen. Von dort sind es ebenfalls nur 15 Minuten Fussweg bis nach Kesselstadt.
Vom Hanauer Hauptbahnhof fährt die Buslinie 5 direkt nach Kesselstadt, aber diese dürfte spätestens um 12.45 eingestellt bzw. umgeleitet werden. Wer diesen Bus benutzen will, sollte ebenfalls etwas früher anreisen.
Vom Hauptbahnhof fahren weitere Busse in die Hanauer Innenstadt, und z.B. vom Marktplatz ist der Fußweg nach Kesselstadt ebenfalls nur 15 bis 20 Minuten.
–Abreise mit gecharterten Bussen und öffentlichem Nahverkehr–
Die Busse können den Innenstadtbereich am Schlossplatz anfahren und in der Heinrich-Bott-Strasse und in der Strasse Im Schlosshof (Nähe Karl-Rehbein-Schule und Congress Park Hanau) parken, um dann dort die Teilnehmerinnen der Demonstration zwischen 16.30 und 19.00 Uhr wieder aufzunehmen und abzufahren. Diese Busparkplätze sind nur wenige Minuten Fußweg entfernt von der Kundgebung am Freiheitsplatz.
Der öffentliche Busverkehr wird für die Dauer der Kundgebung unterbrochen und sicherlich auch erst einige Zeit nach Ende der Kundgebung wieder anlaufen. Insofern sollten sich alle TeilnehmerInnen darauf einstellen, entweder über den nahegelegenen Westbahnhof (8 Minuten Fußweg vom Freiheitsplatz) abzufahren oder bis zum Hanauer Hauptbahnhof zu laufen (ca. 25 Minuten Fußweg vom Freiheitsplatz).
Soweit unsere letzten Informationen und der Stand der Dinge am 21. August.
Wir hoffen auf eine noch weiter wachsende Mobilisierung aus vielen Städten und dass Ihr mit ganz Vielen zu einer entschiedenen und lauten Demonstration nach Hanau kommt. Und dass ihr danach mit uns und allen anderen weitermacht.
Beste Grüße von der initiative 19. Februar Hanau
Initiative 19. Februar Hanau
Pressemitteilung
Hanau, 21.08.2020
SECHS MONATE NACH DEM 19. FEBRUAR: ERINNERUNG – GERECHTIGKEIT – AUFKLÄRUNG – KONSEQUENZEN!
Demonstration und Kundgebung in Hanau
Samstag, 22. August 2020 / 13 Uhr Kesselstadt
Sechs Monate nach den rassistischen Anschlägen findet in Hanau am Samstag, den 22.8.20 die Demonstration „Erinnerung – Gerechtigkeit – Aufklärung – Konsequenzen!“ statt. Das Motto verdeutlicht die Forderungen der Familienangehörigen, der Überlebenden und der Initiative 19. Februar Hanau. Newroz Duman von der Initiative 19. Februar führt dazu aus: „Wir fordern Aufklärung, weil die zuständigen Behörden seit Jahrzehnten auf den Rassismus nicht reagieren und eine Mitschuld tragen; Konsequenzen, damit die Rassisten entwaffnet und die Behörden grundlegend entnazifiziert werden; Gerechtigkeit, damit das Leid der Familien und Überlebenden anerkannt wird und sie die notwendige Unterstützung erhalten; Erinnerung, damit die Ermordeten niemals vergessen werden und so etwas nie wieder passiert.“
Serpil Unvar, die ihren Sohn Ferhat Unvar verloren hat: „Wir fordern Gerechtigkeit, weil es eine Entschädigung und Unterstützung für Familien und Überlebende geben muss. Wir haben nicht einmal Hilfen für einen Umzug bekommen – seit sechs Monaten müssen wir jeden Tag an der Wohnung des Täters und einem der Tatorte vorbeigehen. Ein Denkmal für unsere Kinder wird nicht ausreichen. Es muss eine Auseinandersetzung von klein auf, in Schulen und allen Institutionen mit Rassismus geben!“
Bereits am vergangenen Mittwoch, den 19.8. fanden in über 30 Städten Veranstaltungen und Kundgebungen zum Gedenken an die Ermordeten statt. Nun werden auch zur Demonstration am Samstag Busse und Bahnreisegruppen aus über 30 Städten erwartet. Mit Blick auf das bundesweite Gedenken fügt Duman an: „Mit Bestürzung haben wir das Vorgehen der Hamburger Polizei beobachtet, die 1000 Menschen daran hinderte, würdevoll der Hanauer Ermordeten zu gedenken. Erneut wendet sich die Polizei gegen die Falschen. Auch hier in Hanau wissen wir von den Angehörigen, dass die Polizei – vor allem in Kesselstadt – seit Jahren lieber ihre Kinder und Freunde schikaniert, statt Nazis die Waffen wegzunehmen und für die Sicherheit für jeden zu sorgen.“
Ergänzend fügt Niculescu Păun, der Vater von Vili Viorel Păun, hinzu: „Mein Sohn hat versucht den Täter zu stoppen. Er ist ein Held – für Hanau, für ganz Deutschland. Aber wir warten vergebens auf die Reaktionen der Behörden und hören nur leere Versprechen. Es gibt bis heute keine Aufklärung, wir wissen nicht, was genau passiert ist und es gibt auch keine Konsequenzen für die Verantwortlichen. Die muss es endlich geben.“
Informationen zum Ablauf
Die Demonstrationsroute verläuft wie folgt: Karlsbader Straße – Burgallee – Philippsruher Allee – Kanaltorplatz – Römerstraße – Heumarkt – Sternstraße – Freiheitsplatz (insgesamt circa 3 km).
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Freiheitsplatz werden Angehörige der Opfer und Überlebende der Anschläge in Hanau, unter anderem Familien Gültekin, Gürbüz, Kurtović, Unvar, Păun, Goman/Kierpacz, Velkov sprechen, sowie Naomi Henkel-Gümbel (Nebenklägerin Halle-Prozess), Peter Fischer (Eintracht Frankfurt), Claus Kaminsky (Oberbürgermeister der Stadt Hanau), aber auch Überlebende rassistischer Anschläge aus Halle, Wächtersbach und Mölln.
Angehörige und Vertreter*innen der Initiative 19. Februar stehen nach der Demonstration für Interviews zur Verfügung.
Kontakt:
E-Mail: presse@19feb-hanau.org
Weitere Informationen:
https://19feb-hanau.org/
Twitter: @19FebruarHanau
Facebook: @19FebruarHanau
Instagramm: @19februarhanau
Zunächst bedanken wir uns, dass auch Herr Kasseckert der Demonstration am 22. August und der Aufklärung rund um den rassistischen Terroranschlag vom 19. Februar große Bedeutung beimisst.
Der Rest seines Beitrags irritiert uns jedoch sehr. Wir lesen ihn als offizielle Aufforderung dazu, die Augen vor dieser schrecklichen Tat zu verschließen. Wie sonst ist seine Haltung „ man solle loslassen und am besten alles entfernen, was mit der Tat zu tun hat“ zu verstehen? Zu welcher Normalität soll unsere Stadt zurückkehren?
Es darf kein zurück zu einer Normalität geben, in der sich ein solch rassistischer Anschlag ereignen konnte. Es muss sich etwas ändern in dieser Gesellschaft. Uns ist daher das offene und vielfältige Gedenken in dieser Stadt sehr wichtig.
Damit sind wir nicht allein. Wir bekommen täglich positive Rückmeldungen von Hanauerinnen und Hanauern, die uns sagen, wie wichtig sie es finden, dass immer wieder erinnert wird. Dass es ihnen etwas bedeutet, dass frische Blumen und die Bilder unserer Kinder zu Füßen der Brüder Grimm dafür sorgen, dass diese Tat nicht vergessen wird. Dass wir unsere Trauer, aber auch die offenen Fragen, die uns bewegen, mit ihnen teilen. Dass recherchiert wird. Dass wir täglich um Aufklärung kämpfen. Dass gesprochen wird. Wir tun dies gemeinsam, damit diese Stadt sich entwickelt und verändert, Hanau und dieses ganze Land.
Wir sind froh, dass wir in dieser Stadt nicht alleine stehen, dass der Oberbürgermeister eine klare Haltung vertritt und dass sehr viele unserer MitbürgerInnen auch sagen, wir dürfen nicht vergessen. Solange Rassismus in diesem Land nicht verlernt und bekämpft wird, ist es wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, was in Hanau passiert ist. Der Anschlag vom 19.Februar, bei dem unsere Kinder, Brüder und Schwester ermordet wurden, ist nicht „einfach so passiert”. Er ist einer der dunkelsten Momente in der Geschichte dieser Stadt.
Dass Menschen am Marktplatz am Denkmal der Brüder-Grimm und später dann mit einem Denkmal immer wieder erinnert werden, ist wichtig, damit sich etwas verändert. Menschen sollen ein Denkmal sehen und sich fragen, wie so etwas hier passieren konnte. Dass ein Mensch aus purem Rassismus aufsteht und unschuldige Menschen abknallt. Den Menschen soll gezeigt werden, dass das nicht irgend eine Tat war. Diese Tat und unser Verlust haben die Welt bewegt. Die Erinnerung stellt auch immer die Frage, was wir tun können, damit es nie wieder passiert.
Dass Herr Kasseckert jetzt möchte, dass man „loslässt“ und weitermacht, als wäre nichts gewesen, ist für uns unerträglich. Denn wir wissen, wie sehr es jeden Tag darauf ankommt, zu erinnern, nicht zuletzt damit das Versagen der Behörden im Vorfeld, während und nach der Tat nicht erneut unter den Teppich gekehrt werden kann.
Warum spricht Herr Kasseckert, wenn er über Zivilcourage und besondere Verdienste an dieser Gesellschaft spricht, nicht über den mutigen Versuch von Vili Viorel Paun, den Täter zu stoppen? Stattdessen hat Herr Kasseckert in einem Gespräch mit Angehörigen vor einigen Wochen in Gegenwart des Vaters von Vili Viorel Paun zum Ausdruck gebracht, dass es unverständlich sei, dass sich ihr Sohn dem bewaffneten Täter in den Weg gestellt hat. Vili Viorel hat diesen Akt der Zivilcourage mit seinem Leben bezahlt und er darf nicht vergessen werden.
Am Ende seines Gastbeitrags schreibt Herr Kasseckert auch, dass die Vergabe der „Ehrenplakette in Gold“ in diesem Zusammenhang unverständlich sei. Auch hierzu möchten wir kurz Stellung nehmen. Diese neun jungen Menschen wurden alleine aufgrund von Menschenhass aus ihren Leben gerissen. Keine Ehrung der Welt kann und wird jemals den Schmerz der Hinterbliebenen tatsächlich mindern können. In unserer Stadt, in der innerhalb von nur zwölf Minuten neun Menschen aus rassistischer Motivation heraus ermordet wurden, ist es weder zu Ausschreitungen noch zu einer Spaltung innerhalb der Stadtgesellschaft gekommen. Direkt nach diesem feigen Anschlag reagierte die gesamte Stadtgesellschaft unter dem Motto „Hanau steht zusammen“. Das dies damals so schnell klappen konnte und auch heute noch so gut klappt, ist aber insbesondere auch den Familien und Angehörigen der Todesopfer zu verdanken. Denn diese Menschen haben sich trotz ihres unendlichen Verlustes und der tiefen Trauer bisher immer für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgesprochen. Nicht nur deshalb verdienen die Opfer und Familien doch die höchste Anerkennung. Diese „Ehrenplakette“ ist derzeit die höchste Ehrung der Stadt und ist daher mehr als zutreffend.
Wir dürfen nicht aufhören zu erinnern. Damit Ferhat, Hamza, Said Nesar, Vili Viorel, Mercedes, Kaloyan, Gökhan, Fatih und Sedat nicht umsonst gestorben sind. Damit sich etwas verändert.
Angehörige der Familien Hashemi, Gültekin, Gürbüz, Kurtovic, Unvar, Paun, Goman/Kierpacz, Saracoglu und Velkov
Institut für Toleranz und Zivilcourage – 19.Februar e.V.
Initiative 19.Februar Hanau
Erinnert Euch – Empört Euch – Mobilisiert Euch!
Der rassistische Terroranschlag vom 19. Februar 2020
in Hanau wird bald sechs Monate her sein. Seitdem hat sich vieles getan und leider auch vieles auf
sich warten lassen.
Unser Newsletter #2: Hier weiterlesen
Wir sind die Initiative 19. Februar Hanau. Dies ist unser erster Newsletter in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin über unsere Arbeit, unsere Organisierung und unseren Kampf gegen das Vergessen.
Newsletter als PDF-Datei
Monatlich werden wir hier mit variierenden Schwerpunkten erzählen, worum sich unser Kampf der letzten vier Wochen hauptsächlich drehte, welche unsere bedeutendsten Erfolge und Rückschläge waren und in welcher Form wir am 19. diesen Monats das Gedenken an Ferhat, Gökhan, Mercedes, Vili, Hamza, Nesar, Sedat, Kaloyan und Fatih aufrecht erhielten.
Wir haben uns nach den rassistischen Morden an unseren neun Geschwistern am 19. Februar 2020 in Hanau auf den darauffolgenden Mahnwachen, Kundgebungen und Trauerfeiern ein Versprechen gegeben:
Dass ihre Namen, ihre Gesichter und ihren Geschichten nicht vergessen werden.
Dass wir für eine lückenlose Aufklärung kämpfen werden.
Dass wir Gerechtigkeit und Veränderung in dieser Gesellschaft und in den Strukturen und den Behörden einfordern werden.
Dass wir die Familien, die Betroffenen und Überlebenden nicht alleine lassen und die rassistischen Morde vom 19. Februar nicht ein weiteres Mal unter den Teppich kehren lassen werden.
Wir werden unsere Stimmen erheben und sie dafür einsetzen, dass von seiten der Regierung endlich Konsequenzen gezogen werden. Dass endlich erkannt wird, dass wir längst nicht mehr nur ein Alltagsrassismus-Problem, sondern ein tiefsitzendes rechtes Terror-Problem haben, das Menschenleben kostet. Wir wollen verhindern, dass es bei folgenloser Betroffenheit und leeren Worten der Politiker bleibt.
Wir wollen, dass das rechte Morden beendet und rechte Netzwerke aufgedeckt und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, erkannt und angegangen wird. Dass die Behörden entnazifiziert werden und erkannt wird, dass es die Betroffenen sind und nicht die Täter, die es zu schützen gilt.
Um genau diesen Forderungen und Zielen, um der Erinnerung und dem Widerstand Sichtbarkeit zu verleihen, haben wir einen Raum, einen “Laden”, wie wir es nennen, eröffnet. Am Heumarkt, dem ersten Tatort der schrecklichen Tatnacht vom 19. Februar.
Hier sind wir in unmittelbarer Nähe zur Bar “La Votre”, wovor Fatih Saraçoğlu auf der Straße und worin Kaloyan Velkov hinter der Theke erschossen wurden sowie der Shisha-Bar “midnight”, in der Sedat Gürbüz erschossen wurde.
In dieser Straße hörte Vili Viorel Paun die ersten Schüsse und begann den Täter, der zu Fuß auf dem Weg zu seinem Auto war, zu verfolgen. Bis nach Kesselstadt, wo er auf dem Parkplatz vor der Arena-Bar in seinem Auto erschossen wurde.
In der Arena-Bar und dem dazugehörigen Kiosk davor wurden Gökhan, Ferhat, Mercedes, Hamza und Said Nesar erschossen und erlagen ihren Verletzungen wenig später.
Um den Angehörigen einen Raum zu bieten, in dem das Unsagbare geteilt werden kann, haben wir am Heumarkt in Hanau diesen Laden eröffnet. Wir gründeten unsere Initiative wenige Tage nach dem 19.2.2020. Ende März unterschrieben wir den Mietvertrag und renovierten gemeinsam mit ihnen bis zum 5. Mai 2020, an dem wir erstmals offiziell eröffneten.
140 qm gegen das Vergessen.
Es sind die 140 qm, in denen die Tür von morgens bis abends offen steht, in die die Mütter und Väter, Brüder und Schwestern, Töchter und Söhne der am 19. Februar Ermordeten zusammenkommen und ihren Schmerz ohne Worte teilen können.
Sie kommen hier zusammen und ehren ihre Verlorenen in so vielen verschiedenen Formen – und das alles ohne ein Wort über das verlieren zu müssen, was keiner von ihnen aussprechen kann.
Es sind die 140 qm, in denen wir uns organisieren und wichtige Schritte planen und auf diese gemeinsam vorbereiten.
In denen wir die Anwältinnen und Anwälte der Familien treffen und uns beraten. Hier planen wir Demonstrationen und Aktionen gegen das Vergessen, bemalen und beschriften Plakate, schreiben Reden und vernetzen uns mit anderen Initiativen aus Deutschland. Doch die wichtigste Funktion, die der Laden hat, ist das Halt geben.
Die Familien und Freund*Innen kommen inzwischen täglich hierher. Wir verabreden uns morgens schon zum Frühstück und verabschieden uns erst spät abends nach dem letzten Çay.
Die Gestaltung des Raumes wurde von Anfang an mit ihnen gemeinsam geplant und wird immer noch mit ihnen gemeinsam umgesetzt. Es ist ein laufender Prozess.
Unser Laden hat sieben Tage die Woche auf. Wir sind und bleiben unabhängig und finanzieren ihn ausschließlich durch Spenden.
FILM „140 qm gegen das Vergessen“
SPENDENKAMPAGNE „140 qm gegen das Vergessen“
19! – Eine Kampagne gegen das Vergessen
An jedem 19. eines jeden Monats erinnern und gedenken wir gemeinsam an unsere neun Verlorenen in verschiedenen Formen. Wir haben das Brüder-Grimm-Denkmal am Marktplatz zu einem Gedenkort gestaltet, an dem seit dem 19.
Februar Blumen, Kerzen, Fotos, persönliche Gegenstände und viele weitere verschiedene Andachten der Hanauer Bürger*Innen niedergelegt werden können.
Dieses Denkmal pflegen wir regelmäßig, genauso wie die Tatorte am Heumarkt und in Kesselstadt.
An jedem 19. des Monats besuchen wir gemeinsam mit den Angehörigen, den Freundinnen und Freunden und jedem, der sich am Gedenken beteiligen möchte, diese Orte und legen frische Blumen und Kerzen nieder. Hängen neue Bilder von ihnen auf und erinnern uns in Stille an sie.
Von Monat zu Monat beteiligen sich – auch aufgrund der Lockerungen der Corona-Maßnahmen – immer mehr Menschen an dem Gedenken und verschiedene Städte tragen ihren Beitrag zum Erinnern dazu.
FILME
„Ein Monat ist seit den rassistischen Anschlägen vergangen“
„Zwei Monate nach den rassistischen Anschlägen“
Der 19. Juni 2020
Der 19. diesen Monats war für viele ein besonderer Tag. Unsere Freundinnen und Freunde eines Künstler*innenkollektivs aus Frankfurt stellten für diesen Tag ein 27 m langes Wandbild unter der Friedensbrücke in Frankfurt fertig und halten somit die Erinnerung an sie auch in Frankfurt aufrecht.
Es ist ein starkes Zeichen der Solidarität und der Anteilnahme und soll uns nicht nur daran erinnern, dass Rassismus tötet, sondern auch, dass es möglich und vor allem notwendig ist, sich seine Räume zu Erinnern, zu Mahnen und zu Kämpfen durch Selbstorganisierung selbst zu schaffen.
Das Statement des Künstler*innenkollektivs zum Wandbild (Auszug):
„Vor vier Monaten, am 19. Februar 2020, wurden neun Menschen aus ihrem Leben gerissen. Um ihrer würdevoll und respektvoll zu gedenken, haben wir uns als Künstler*innenkollektiv dazu entschieden, sie durch dieses Wandbild zu ehren und ihnen den öffentlichen Raum zu geben, der ihnen gewaltsam genommen wurde.
Unser Kollektiv hat keinen Namen, denn es geht nicht um uns. Es geht um den Verlust von geliebten Menschen, das Gedenken an sie, den Respekt vor ihrem Leben.
Dieses Bild soll den Angehörigen ein Geschenk sein, dass ihr Verlust unvergessen bleibt und wir ihre Familienmitglieder in unserem Kampf gegen das Vergessen weiterleben lassen. Die Blicke der Verstorbenen richten sich an uns alle, sie sollen uns treffen. Sie werfen der Gesellschaft auch einen vorwurfsvollen Blick zu, denn jeder einzelne Mensch trägt die Verantwortung für ein gewaltfreies Leben miteinander, für ein gleichberechtigtes Leben in Würde, frei von Hass und Gewalt, frei von Angst, frei von Demütigung.
Es geht hierbei auch um die Konfrontation der Öffentlichkeit mit der Realität, dass das Leben von Betroffenen von Rassismus in Deutschland immer bedroht war, immer noch bedroht ist.
Dieses Bild soll auch eine Entschuldigung an sie sein, dass wir sie nicht haben schützen können vor der Gewalt, die wir täglich sehen, von der wir alle wissen. (…)“
Das ganze Statement: hier lesen.
Sichtbarkeit schaffen
Doch nicht nur diese Orte sollen an ihre Namen und ihre Gesichter erinnern. Sie sollen in der ganzen Stadt und am besten im ganzen Land sichtbar sein. Sie sollen in Bewegung bleiben und uns in unserem alltäglichen Leben begegnen – im Bus, in der Bahn, in der Schlange und in vielen weiteren Momenten. Um das zu erreichen, stellen wir Sticker mit ihren Namen und seit Kurzem auch T-Shirts mit ihren Gesichtern und ihren Namen zur Verfügung.
Material: hier zum Download.
Zusammenkommen
Nicht nur der 19., sondern auch der 18. des Monats ist für uns ein Tag der Solidarität. Jeden Monat laden wir an diesem Tag Aktivist*Innen von andeini19feb_06-20_newsletter#1ren Initiativen und Angehörige zu uns in den Laden ein, um sich auszutauschen und Erfahrungen im Kampf gegen das Vergessen und gegen rassistische Strukturen und den rechten Terror zu teilen.
Unser erster Gast war Kutlu Yurtseven von der Initiative „Keupstraße ist überall“ aus Köln.
An unserem Gespräch mit ihm waren viele Angehörige und Freund*innen beteiligt und fühlten sich dadurch nicht nur verstanden sondern auch unterstützt und schätzten die Solidarität und die Anteilnahme außerhalb von Hanau sehr.