Es ist insbesondere der Wunsch vieler Angehöriger, an jedem 19. eines Monats mit unterschiedlichen Gedenk- und Aktionsformen die Erinnerung an die Opfer des 19. Februar 2020 aufrecht zu erhalten, auf lückenlose Aufklärung zu drängen und die gesellschaftlichen Hintergründe des Terroranschlags zu thematisieren.
Die Initiative 19. Februar unterstützt diese Aktivitäten und bemüht sich, zu diesen Gedenk-Aktionstagen jeweils Betroffene von rassistischer Gewalt, die in anderen Städten aktiv sind, zu Veranstaltungen und zum Austausch nach Hanau in die neue Begegnungsstätte einzuladen. Damit wollen wir nicht zuletzt zur stärkeren bundesweiten Vernetzung von Betroffeneninitiativen beitragen.
Kurze Chronologie der bisherigen Gedenkaktionen.
Donnerstag, 19. März 2020
Für diesen Tag einen Monat nach dem rassistischen Terroranschlag hatte die Initiative 19. Februar gemeinsam mit einigen Angehörigen in Hanau-Kesselstadt zu einem Gedenken eingeladen. Zunächst wurde sich in der Nähe des zweiten Tatortes getroffen und eine kurze Ansprache u.a. mit folgenden Worten gehalten:
„Wir wollen, dass die Namen und die Geschichten, so wie sie waren, bei uns bleiben. Sie sind in unserer Erinnerung lebendig. Für uns alle, die wir weiterhin hier leben müssen, ist nichts, wie es vorher war. Sie fehlen uns. Umso mehr braucht es Kontakt mit Menschen, die diese Trauer teilen können. Wir wollen nicht zulassen, dass die Vereinzelung uns trennt. Keiner soll allein gelassen werden. Wir haben uns auf den Weg gemacht. Und wir werden – trotz und in dieser Krise – in enger Verbindung bleiben.“
Danach wurden am Tatort vor der Arena-Bar Blumen niedergelegt.
Kurzer Videobericht: Link.
Sonntag, 19. April 2020
Am 19. April am frühen Nachmittag hat das Institut für Toleranz und Zivilcourage Gedenkaktionen mit Angehörigen aller Opferfamilien an beiden Tatorten abgehalten. Dabei haben die Angehörigen Blumen niedergelegt und weiße Tauben in den Himmel steigen lassen.
Am späteren Nachmittag hat die Initiative 19. Februar zu einem weiteren Gedenken am Marktplatz am Brüder-Grimm-Denkmal eingeladen. Gemeinsam mit einigen Familienangehörigen wurden auch hier Blumen niedergelegt, während vom Baugerüst des Rathauses ein zehn Meter langes Transparent mit allen Vornamen der Opfer entrollt wurde. „Say their Names“ stand über den Namen und „Lückenlose Aufklärung Jetzt“ war als zentrale Forderung auf dem Banner formuliert.
Kurzer Videobericht: Link.
Dienstag, 19. Mai 2020
Am Nachmittag wurden zunächst Blumen an beiden Tatorten abgelegt und jeweils Fotos der Opfer aufgehängt. Danach wurde das Gleiche am Brüder-Grimm-Denkmal am Marktplatz getan, das – solange es noch keine offizielle Gedenkstätte in der Stadt Hanau gibt – als zentral gelegenes Mahnmal erhalten werden soll.
Anschließend hatte das Institut für Toleranz und Zivilcourage in Zusammenarbeit mit der Stadt Hanau zu einer interreligiösen Zusammenkunft mit gemeinsamem Fastenbrechen in den Congress-Park eingeladen.
Am Vortag, dem 18. Mai, fand in der Begegnungsstätte in der Krämerstrasse 24 ein Austauschtreffen mit Kutlu Yurtseven von der Initiative „Keupstrasse ist überall“ statt. Kutlu informierte zunächst über die Erfahrungen und Schwierigkeiten in Köln 2004 nach dem Nagelbombenanschlag, der erst sieben Jahre später als Terroraktion des NSU aufgeklärt wurde. Bis dahin wurden die Opfer von der Polizei immer wieder zu Tätern gemacht und alle Hinweise auf rechtsextreme Hintergründe ignoriert. Kutlu berichtete auch, wie sie sich in Köln zum NSU-Prozess in München und dann auch im Rahmen des „Tribunals NSU-Komplex auflösen“ gemeinsam organisiert haben. Und er brachte die Anregung mit, dass in Hanau ebenfalls ein Tribunal und eine große Demonstration stattfinden sollte, zu der sicherlich Viele aus ganz Deutschland zusammenkommen würden.
Wegen der Corona-Auflagen musste dieses Treffen auf einen kleineren Kreis beschränkt bleiben. Aber es war ein gelungener Auftakt der geplanten Veranstaltungsreihe der Initiative 19. Februar, mit der regelmäßig rund um den 19. jeden Monats Aktive aus Betroffenengruppen aus anderen Städten zum Erfahrungsaustausch nach Hanau eingeladen werden sollen.
Die Kampagne „19! – Gegen das Vergessen“ wird unterstützt von der